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Wie relevant ist der Lebenslauf noch in Zeiten von Algorithmen und Social Media?

In der heutigen Zeit, in der digitale Plattformen und soziale Medien eine zunehmende Rolle bei der Personalsuche spielen, stellt sich die Frage, ob der traditionelle Lebenslauf immer noch die gleiche Bedeutung hat wie früher. Ist der Lebenslauf bei Bewerbungen noch relevant oder hat er an Relevanz verloren?

 

Der Lebenslauf war schon immer ein grundlegendes Element einer Bewerbung. Er dient als Zusammenfassung der beruflichen Laufbahn eines Bewerbers und ermöglicht es Arbeitgebern, einen ersten Eindruck von den Fähigkeiten und Erfahrungen eines Kandidaten zu gewinnen. Der Lebenslauf bietet eine strukturierte Darstellung von Ausbildung, Berufserfahrung und relevanten Kenntnissen. Diese Informationen können eine wichtige Grundlage für eine erste Auswahlentscheidung sein.

 

Allerdings haben sich die Bewerbungsprozesse in den letzten Jahren weiterentwickelt. Viele Unternehmen nutzen Online-Bewerbungsformulare, bei denen Bewerber ihre Informationen direkt in vorgegebene Felder eingeben oder ihre Profile auf Karriereplattformen hochladen können. Darüber hinaus spielen soziale Netzwerke wie LinkedIn eine immer größere Rolle bei der Darstellung beruflicher Profile. In diesem Kontext stellt sich die Frage, ob der traditionelle Lebenslauf noch immer die gleiche Bedeutung hat.

 

Tatsächlich hat sich die Art und Weise, wie Personalverantwortliche Bewerbungen prüfen, verändert. Sie nutzen verstärkt digitale Tools und Analysesoftware, um Bewerberdaten zu filtern und nach relevanten Schlagwörtern zu suchen. Dadurch werden bestimmte Aspekte des Lebenslaufs, wie beispielsweise die Verwendung spezifischer Schlüsselwörter, noch wichtiger.

 

Dennoch bleibt der Lebenslauf nach wie vor ein wichtiger Bestandteil vieler Bewerbungsverfahren. Er bietet eine kompakte und strukturierte Übersicht über den beruflichen Werdegang eines Bewerbers und ermöglicht eine schnelle Vergleichbarkeit mit anderen Kandidaten. Insbesondere in Branchen, in denen formelle Qualifikationen und Erfahrungen von großer Bedeutung sind, wird der Lebenslauf weiterhin eine entscheidende Rolle spielen.

 

Es ist wichtig zu beachten, dass die Relevanz des Lebenslaufs von Unternehmen zu Unternehmen und von Branche zu Branche unterschiedlich sein kann. Während einige Arbeitgeber möglicherweise verstärkt auf alternative Informationsquellen zurückgreifen, können andere nach wie vor großen Wert auf einen gut strukturierten und aussagekräftigen Lebenslauf legen. Daher ist und bleibt der Lebenslauf bis auf weiteres das Herzstück einer Bewerbung – denn er entscheidet, ob man im Bewerbungsverfahren weiterkommt oder nicht. 

 

Einige Tipps können dir helfen deinen Lebenslauf zu optimieren.

Das Auge isst bekanntlich mit, daher ist es ratsam auf die äussere Gestaltung und eine gute Übersichtlichkeit und Gliederung zu achten. Dazu gehört, dass du deine wichtigsten Angaben und Argumente zu deiner Person gleich zu Beginn überzeugend darstellst. Nach deinen persönlichen Angaben, wie Kontaktdaten, Geburtsdatum, Nationalität, etc. kannst du ein Kurzprofil über dich erstellen. Darin formulierst du deine wichtigsten stellenspezifischen Fachkenntnisse und Erfahrungen sowie einige Softskills. Dein Kurzprofil sollte in etwa 5-7 Bullet Points enthalten und ermöglicht dir gleich mehrere Pluspunkte zu sammeln. 1. Machst du den Personalern das Leben leichter, da du gleich zu Beginn deine wichtigsten Fähigkeiten und Erfahrungen mit der ausgeschriebenen Stelle verknüpfst. Und ganz ehrlich: Wer hat es nicht gerne, wenn ihm Arbeit abgenommen wird und man die wichtigsten Informationen gleich zu Beginn präsentiert bekommt, anstatt mühsam danach zu suchen? 2. Kannst du durch die Unterbringung der Schlüsselwörter den Algorithmus «überzeugen», der eventuell im Bewerbungsprozess die erste Vorauswahl trifft. Wäre doch schade, wenn du hier schon ausscheiden würdest und dein Lebenslauf nie zu einem Personaler aus Fleisch und Blut kommt. 3. Ermöglichst du den Personalern dich gleich ein wenig besser kennenzulernen und kannst so jederzeit Schwerpunkte setzen, je nach Bewerbung und Stellenprofil.

 

Hier ein Beispiel zur Veranschaulichung: 

 

Thomas B., Koch aus Schaffhausen hat bereits in 5 verschiedenen Restaurants Erfahrungen gesammelt. Natürlich listet er seine Stellen unter der Rubrik «Beruflicher Werdegang» auf. In seinem Kurzprofil kann er jedoch auf seine Persönlichkeit, seine beruflichen Schwerpunkte und seine Fähigkeiten, die im Stellenprofil gefordert wurden, aufmerksam machen. 

Kurzprofil:

·       Gelernter Leidenschaftlicher Koch mit mehrjähriger Berufs- und Führungserfahrung 

·       Vertraut mit Menüs aus aller Welt, insbesondere der thailändischen Küche

·       Erfahren in der kreativen Menügestaltung

·       Hohes Qualitätsbewusstsein, anpackend, flexibel und belastbar

·       Kommunikative Persönlichkeit mit guten Umgangsformen und einer gepflegten Erscheinung

·       Ruhige, saubere Arbeitsweise und teamorientiert  

·       Freude am Gästekontakt

Konntest du dir durch die Darstellung Thomas B. etwas besser vorstellen? Ist doch viel Persönlicher als nur die Auflistung der einzelnen Restaurants und Tätigkeitsbeschreibungen J. Ausserdem profitierst auch DU gleich mehrfach von der Formulierung deines Kurzprofils. Du stichst aus der Masse der Bewerber heraus und zeigst, dass du dich mit dir und der Stelle auseinandergesetzt hast. Ausserdem wirst du dir dadurch über deine Stärken und Fähigkeiten viel bewusster. Je besser du deine Stärken kennst, desto mehr kannst du auch im Vorstellungsgespräch überzeugen. Also Win Win!

 

Nach deinem Kurzprofil stellst du deinen Beruflichen Werdegang in umgekehrt chronologischen Reihenfolge dar, d.h du fängst mit der am kürzesten zurückliegenden Arbeitsstätte an. Gib immer deine Position, deinen Arbeitgeber und den Ort der Arbeitsstätte an, sowie den Zeitraum, in dem du dort gearbeitet hast. Dazu gehören der Monat und das Jahr. Zu jeder Position kannst du deine wichtigsten Tätigkeiten in maximal 3 Bullet Points beschreiben. Fasse dabei Aufgabengebiete zusammen und überprüfe immer wieder welche Tätigkeiten in der Stellenbeschreibung gefordert werden. Je besser dein Lebenslauf zu der ausgeschriebenen Stelle passt, desto höher sind deine Chancen. 

 

Nach deinem Beruflichen Werdegang widmest du dich deiner Aus- und Weiterbildung. Auch hier beginnst du mit der aktuellsten Aus- oder Weiterbildung. Vergiss nicht deinen Ausbildungsort, deine Ausbildungsstätte sowie deinen Abschluss hinzuzufügen. 

 

Unter der Rubrik «weitere Fähigkeiten» kannst du deine Sprach- und EDV-Kenntnisse auflisten. Wichtig ist dabei immer das eigene Niveau zu bewerten. Bist du im Englischen Verhandlungssicher in Wort und Schrift oder sind es eher die Grundkenntnisse aus der Schule? Wie steht es um spezielle Computerkenntnisse? Bringst du Grundkenntnisse in SAP mit oder bist du bereits ein Anwenderprofi? Ohne die Beschreibung, wie gut deine Fähigkeiten sind, können die Personaler wenig mit den Informationen anfangen.

 

Rechtschreibfehler und Grammatikfehler sind ein absolutes No-Go in einem Lebenslauf. Überprüfe deinen Text sorgfältig auf mögliche Fehler und lasse ihn auch von anderen Personen Korrektur lesen. Achte zudem auf eine einheitliche Formatierung und konsistente Verwendung von Schriftarten und -größen.

 

Ein Lebenslauf sollte in der Regel nicht länger als zwei Seiten sein. Konzentriere dich auf relevante Informationen und vermeide überflüssige Details. Halte dich an das Wesentliche und sorge dafür, dass der Lebenslauf präzise, gut strukturiert und leicht lesbar ist.

 

Abschließend lässt sich sagen, dass ein gut geschriebener Lebenslauf eine wertvolle Eintrittskarte für den Bewerbungsprozess ist. Indem du die oben genannten Aspekte berücksichtigst, kannst du deine Erfolgschancen deutlich verbessern. Investiere Zeit und Mühe in die Erstellung eines professionellen Lebenslaufs, der deine Fähigkeiten und Erfahrungen bestmöglich präsentiert. Es lohnt sich.

 

Trotz der Veränderungen in der Bewerbungskultur kann man sagen, dass der Lebenslauf weiterhin das Herzstück einer Bewerbung bleibt. Er ist ein entscheidendes Instrument, um den ersten Eindruck bei Personalverantwortlichen zu hinterlassen und relevante Informationen über Fähigkeiten und Erfahrungen zu vermitteln. Gleichzeitig ist es jedoch ratsam, den Lebenslauf mit anderen digitalen Plattformen und Informationen zu ergänzen, um ein umfassenderes Bild von sich selbst als Bewerber zu vermitteln. LinkedIn wird dabei immer bedeutender und könnte den Lebenslauf in Zukunft irgendwann ablösen. 

 

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