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Jobsuche: Netzwerken - aber wie?

Vitamin B, Netzwerken, Networking, Kontakte knüpfen. Es gibt viele Ausdrücke dafür, Beziehungen zu neuen Menschen aufzubauen. Im beruflichen Umfeld ist das Netzwerken sehr wertvoll. Es ermöglicht es einem, sich weiterzuentwickeln, Ideen und Neuigkeiten auszutauschen und von den Erfahrungen der anderen zu profitieren. Aber auch bei der Jobsuche ist das Netzwerken von Vorteil. Denn nicht alle Jobangebote finden den Weg in den Stellenteil von Zeitungen oder Jobbörsen. Dieser "verdeckte" Arbeitsmarkt ist weitaus umfangreicher als Sie denken. Studien zufolge sollen fast 40 Prozent aller Arbeitssuchenden ihre neue Stelle über Vitamin B gefunden haben. Die richtigen Kontakte und Beziehungen können Bewerbern demnach Türen öffnen, die ansonsten verschlossen blieben.

 

Netzwerken - allein der Gedanke daran löst ein flaues Gefühl in Ihrer Magengegend aus? Wenn ja, stehen Sie mit diesem Gefühl nicht alleine da. Einigen Bewerbern fällt es leichter, auf ihre Mitmenschen zuzugehen, anderen kostet es viel Überwindung. Manchmal reden sich Bewerber bei der Stellensuche aber auch ein, dass das Netzwerken nicht ihr Ding ist und Sie damit nur Ihre Zeit verschwenden. Warum verzichten einige Bewerber auf so ein Ass im Ärmel bei der Stellensuche? Oft hat dies mit falschen Vorstellungen über das Networking zu tun. Diese Bewerber glauben häufig, dass sie ihre Kontakte direkt um einen Gefallen bzw. Job bitten müssten. Etwas, dass einem im engeren Beziehungsnetz leicht fällt, aber im weitläufigeren Beziehungsnetz schon eher eine Herausforderung darstellt. Diese Anspruchshaltung gegenüber Personen, die man seit Jahren nicht mehr gesehen hat oder die man gar nicht gut kennt, kann bei einem Bewerber schon Magenschmerzen und Hemmungen verursachen. Und vielleicht fühlt sich auch der weitläufigere Netzwerkkontakt von so einer Bitte überfallen und in Bedrängnis oder gar Verlegenheit gebracht. 

 

Aber worum geht es dann beim Netzwerken im Rahmen der Stellensuche, wenn ich andere nicht um einen Gefallen bzw. einen Job bitte? Es geht vor allem um Informationen. Es sollte Ihr oberstes Ziel sein, an Informationen zu gelangen, die Ihnen bei der Stellensuche weiterhelfen. Wer gerade seinen Job verloren hat und auf der Suche nach einem neuen ist, tendiert vielleicht dazu, überstürzt eine Rundmail an all seine Netzwerkpartner zu schreiben oder diese über die sozialen Netzwerke zu aktivieren. Damit tun Sie sich unter Umständen keinen Gefallen. Denn erstens senden Sie damit das Signal aus, dass Sie unbedingt auf einen neuen Job angewiesen und fast schon verzweifelt sind. Und zweitens verbauen Sie sich damit vielleicht die Chance, einzelne Kontakte später gezielt für bestimmte Stellen anzusprechen.

 

Schauen Sie sich lieber Ihre Beziehungen genau an. Analysieren und prüfen Sie, welche Kontakte Ihnen Informationen über welche Arbeitgeber und Stellen geben können. Sie werden erstaunt sein, wie bereitwillig Ihre Gesprächspartner Auskunft geben, wenn es nur um Informationen geht und welche nützlichen Infos Sie dabei erhalten. Manchmal ist es auch einfacher nicht zu erwähnen, dass man momentan ohne Stelle ist. Ohne zu lügen können Sie z.B. sagen: „Ich bin dabei, mich beruflich neu zu orientieren und möchte Sie als Experte um ein paar Informationen bitten.“ So schaffen Sie mit gezielten Fragen und einem strategischen Vorgehen innerhalb Ihres Kontaktnetzes ideale Voraussetzungen für Ihre Stellensuche. Sie lernen die Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen Ihrer potentiellen Arbeitgeber kennen. Dies erlaubt Ihnen, sich gezielter zu bewerben. Und vielleicht erfahren Sie sogar über Ihr Kontaktnetz von offenen Stellen, bevor sie ausserhalb der Firma ausgeschrieben werden. Wenn Sie dadurch weniger Mitbewerber haben, ist dies ein entscheidender Vorteil. Und wenn daraufhin ein Kontakt von sich aus anbietet, Sie weiterzuempfehlen oder gar einen Job für Sie hat, dann ist dies natürlich ein toller Nebeneffekt. Sie werden sehen, mit dieser abgespeckten Anspruchshaltung fällt Ihnen das Netzwerken viel leichter!

 

Aber was ist mit den zurückhaltenden Menschen, für die auch diese Art von Netzwerken eine Herausforderung darstellt? Auch für diese gibt es eine gute Nachricht: Netzwerken lässt sich lernen. Hierfür sollten Sie das Networking zunächst in einem kleinen Kreis, in dem sie sich relativ sicher fühlen, mit Freunden oder Verwandten proben. Dann können Sie den Radius auf z.B. drei Kontakte mit ehemaligen Arbeitskollegen, mit denen Sie schon seit Jahren keinen Kontakt mehr haben, ausdehnen. Dabei werden Sie feststellen: Jede gelungene  Konversation nimmt dem Netzwerken seinen Schrecken und bringt Ihnen den Vorgang näher.

 

Pflegen Sie Ihr persönliches und berufliches Netzwerk oder bauen Sie sich Ihres wieder auf. Machen Sie auf sich aufmerksam und zeigen Sie Ihr berufliches Interesse und Engagement. Ansonsten verschenken Sie möglicherweise entscheidende Chancen.

 

Ihre

Ewa Vasseur von PeopleProjects

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