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Wenn das "f" in Montag für Freude steht

Ist Ihr Gehalt Schmerzensgeld und der Urlaub die einzige Zeit im Jahr, in der Sie wirklich leben? Macht Ihnen Ihre Arbeit schon lange keinen Spass mehr? Der Chef ist doof, die Kollegen nerven und vielleicht signalisiert Ihr Körper, es geht nicht mehr?

Oder:

Der Job ist ja ganz okay, aber Berufung sieht anders aus? Eine Berufung möchten Sie aber gerne. Eine Tätigkeit, die Ihre Fähigkeiten und Stärken wirklich zum Aufblühen bringt. Mit Sinn und Begeisterung.

 

Denken Sie so oder ähnlich? Dann befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Laut dem aktuellen Gallup Engagement Index, einer jährlichen Umfrage zum Arbeitsplatz und Arbeitsumfeld, sind nur 15 Prozent der Arbeitnehmer mit Freude und Lust bei der Arbeit und setzen sich für den Betrieb ein. 14 Prozent haben bereits innerlich gekündigt und arbeiten gegen die Unternehmensinteressen, während die restlichen gut 70 Prozent sich mit einer freizeitorientierten Schonhaltung durch die Arbeitswoche bewegen. Das brisante Ergebnis der Untersuchung kommt keineswegs überraschend, reiht es sich doch nahtlos in die Tradition trauriger Gallup Engagement Indizes der letzten Jahre ein. 

Für Unternehmen und damit für die Volkswirtschaft hat die fehlende Motivation durchaus konkrete und schmerzhafte Folgen, denn nicht nur die erhöhten Fehlzeiten und die geringe Produktivität verursachen hohe Kosten. Die Ursache für die Misere wird auch jetzt, wie übrigens jedes Jahr, gern bei den miesen Chefs und den ständigen Restrukturierungen gesucht, die häufig ein Arbeitsumfeld schaffen, unter der die Mitarbeitermotivation leidet. Für die unzufriedenen Arbeitnehmer sind die Folgen aber mindestens ebenso drastisch. Denn wer sich demotiviert fühlt und nur noch zur Arbeit schleppt, schadet nicht nur dem Unternehmen, sondern vor allem sich selbst. Das Frust im Job auf Dauer krank macht, ist mittlerweile kein gut gehütetes Geheimnis mehr.  

 

Change it: Gespräch suchen oder intern neuen Job designen

Sollte nicht das eigene Wohlbefinden an erster Stelle eines jeden Arbeitnehmers stehen? Es belastet schliesslich auch das Privatleben, wenn der Job nur noch Frust und Kummer bereitet. Sollte nicht jeder Arbeitnehmer Verantwortung für sein berufliches Leben übernehmen? Eigenverantwortung zeigen im Sinne von „Weil ich`s mir wert bin“? Viele Menschen getrauen sich aufgrund von Unsicherheiten, Ängsten und Hemmungen nicht, ihre (beruflichen) Wünsche und Bedürfnisse anderen mitzuteilen, geschweige denn, diese durchzusetzen. Sie erwarten von ihren Mitmenschen, dem Chef oder Arbeitskollegen, dass sie ihnen ihre Wünsche von den Augen ablesen und erfüllen. Tun die anderen das nicht, dann hält man sie für rücksichtslos, egoistisch oder ausbeuterisch. Wenn frustrierte Arbeitnehmer Eigenverantwortung übernehmen würden, dann würden sie ihrem Chef ganz klar sagen, was sie möchten. Denn für die Erfüllung unserer Bedürfnisse und Wünsche haben wir die alleinige Verantwortung. Privat als auch im Beruf.

 

Warum sind sich eigentlich so viele frustrierte Arbeitnehmer so sicher, dass Dienst nach Vorschrift die einzig mögliche Lösung ihres Unzufriedenheits-Problems ist? Warum zeigen nicht mehr Mitarbeiter an dieser Stelle mehr Eigenverantwortung und sprechen ihren Frust gegenüber dem Chef, Kollegen oder wem auch immer klar aus, anstatt ihn permanent in sich hineinzufressen? Was genau frustriert Sie? Die unproduktiven Sitzungen, die mangelnde Wertschätzung oder Kurzangebundenheit des Chefs, die Unterforderung / Überforderung bei der Tätigkeit xy? Manchmal neigen Arbeitnehmer dazu, beim Problem hängenzubleiben, anstatt aktiv nach Lösungen für desselben zu suchen. Was genau möchten Sie stattdessen? Möchten Sie mehr Handlungsspielraum? Möchten Sie enger geführt werden? Mehr delegieren? Mehr Feedback vom Chef? Überlegen Sie, was die Lösung wäre und lassen Sie sich doch einige Veränderungsmöglichkeiten durch den Kopf gehen, deren Realisierung Sie, bevor Sie zum äussersten Mittel greifen und das Handtuch werfen, mit Ihrem Arbeitgeber besprechen. 

Wenn es Ihnen gelingt, in einem sachlichen Ton, frei von Vorwürfen und am besten mit Ich-Botschaften Ihren Frust gegenüber dem Chef oder Kollegen zu äussern und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, dann geht oftmals mehr als Sie annehmen. Und wenn nicht, bleibt Ihnen immer noch die Option, sich einen neuen Job zu suchen.

 

Im Coaching stelle ich häufig bei Klienten fest, die schliesslich gekündigt haben, dass sie eine Wechseloption innerhalb ihres alten Unternehmens überhaupt nicht in Erwägung gezogen haben. Wieso eigentlich nicht? Eine Kündigung ist doch nur eine von mehreren Möglichkeiten, die erst am Ende in Betracht kommen sollte, wenn alles andere versagt. Vor allem bei Über- oder Unterforderung macht es Sinn, vor einer Kündigung mit dem Chef oder der Personalabteilung über neue Aufgabengebiete innerhalb des Unternehmens zu sprechen. Manchmal gibt es Optionen im eigenen Unternehmen, die eine innerliche Kündigung vergessen machen. Arbeitnehmer haben häufig mehr Gestaltungsmöglichkeiten als sie ahnen.

Wie ist es bei Ihnen? Harren Sie auch nur noch am Arbeitsplatz aus und ertragen einen Job, der wenig Freude macht? Überlegen Sie, an welchen Stellschrauben im Unternehmen Sie drehen könnten, damit sich eine Verbesserung Ihrer Situation einstellt. Falls Ihnen hierzu das passende Werkzeug fehlt, in einem Karrierecoaching können Sie sich mit Unterstützung eines Coachs auf die Suche nach den passenden Schrauben machen. Ein Karrierecoach kann Ihnen die nötige Klarheit bringen, um Ihr Veränderungsprojekt anzustossen. 

 

Love it: Denken Sie sich Ihren Job schön

Die Gespräche mit Ihrem Vorgesetzten oder der Personalabteilung haben nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht? Da liegt es nahe, sich sofort um einen besseren Job zu bemühen. 20 Prozent der Arbeitnehmer in der Schweiz befinden sich zurzeit aktiv auf Jobsuche, angesichts der Unzufriedenheitsquote eine vergleichbar geringe Anzahl, denn hierunter fallen auch sämtliche beim Arbeitsamt gemeldete Personen (vgl. meinen Artikel „Ca. 1 Million Arbeitnehmer in der Schweiz befinden sich auf Jobsuche). Doch was machen all die anderen, die unzufrieden sind, aber trotzdem nicht aktiv nach einem neuen Job suchen? Diejenigen, die zwar darunter leiden, dass ihnen die lieben Kollegen häufig nur noch Steine in den Weg legen, deren Ideen nur noch auf taube Ohren stossen und die jede Woche eine lange Liste anfertigen könnten, worüber sie sich im Job geärgert haben, aber dennoch passiv bleiben. Glaubt man den Zahlen des Gallup Engagement Indexes, machen diese Arbeitnehmer exakt nur noch das, was von ihnen gefordert wird. Darüber hinaus reissen sie sich längst kein Bein mehr aus. Sie machen Dienst nach Vorschrift. Sie verbringen den grössten Teil ihres Tages in einem Job ohne einen Funken Spass an der Arbeit. Sicherlich muss nicht jeder Arbeitnehmer für seine Arbeit brennen, aber eine spassfreie Zone sollte die Arbeit deshalb auch nicht sein.

In meinen Coachings habe ich einige von ihnen getroffen. Sie haben ausgeharrt, bis der Körper streikte oder ihnen gekündigt wurde. Auf meine Frage, warum sie sich das so lange angetan haben, finden die meisten keine eindeutige Antwort. Zweifel, Ängste und Fragen halten vor allem ältere Arbeitnehmer zurück. Kann ich es mir in meinem Alter wirklich leisten, auf die Karte Job-Wechsel zu setzen? Unsicherer Arbeitsmarkt, familiäre Zwänge, finanzielle Verpflichtungen, da kündigt man schliesslich nicht einfach. Also lieber weiter wie bisher. Weiter quälen mit Dienst nach Vorschrift und auf eine Arbeitsumgebung verzichten, in der man sich pudelwohl fühlt bis es im schlimmsten Fall zum grossen Knall kommt. Nicht dass Sie mich falsch verstehen, ich plädiere hier nicht dafür, dass Sie Ihre Stelle kündigen, bevor Sie eine neue haben. Hier geht es um Arbeitnehmer, die zwar unzufrieden sind, aber sich trotzdem nicht um eine Veränderung  bemühen. Die ihre Frust verbergen, keine Bewerbungen verschicken und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt nicht ausloten. Ich halte das auf Dauer für ungesund und für eine allzu bequeme Ausrede aus Angst vor Veränderung. Wenn es an die Substanz und ans Wohlbefinden geht, sollte es einfach Zeit sein, weiterzuziehen. Ich kenne zu viele Menschen, die sich jahrelang Mühe gegeben haben, ihren Job zu ertragen und dann plötzlich wie aus heiterem Himmel mit einer Kündigung konfrontiert wurden. In solchen Fällen ist die Gefahr gross, dass sich Betroffene nur schwer von dem Schock erholen, enttäuscht eine Opfer-Haltung einnehmen und manchmal sogar professionelle Hilfe benötigen. An eine engagierte, ideenreiche Jobjagd ist dann vorläufig nicht zu denken. 

Sollten Sie sich nicht zu einer Kündigung durchringen können, bleibt Ihnen nur noch eins, um möglichst unbeschadet Ihre Zeit im Unternehmen abzusitzen. Schlucken Sie den Job-Frust herunter und denken (nicht trinken!) Sie sich Ihren Job schön. Ich kenne Menschen, denen das mit Bravour gelungen ist. Aber wollen Sie sich das wirklich antun?

 

Leave it: Einen neuen Job suchen

Gut, Sie haben alles probiert und der Entschluss ist gefasst. Sie suchen einen neuen Job. Auch hier ist eine gute Vorbereitung essentiell, denn auch hier lauern Gefahren und Fallstricke. Machen Sie sich möglichst viele Gedanken darüber, wie der neue Job auszusehen hat, damit Sie sich dort wohl fühlen. Machen Sie sich klar, was Sie für Ihr berufliches Wohlbefinden brauchen. Was motiviert und treibt Sie im Job an? Wie können Sie Ihre Stärken besser in die Tätigkeit einfliessen lassen, damit Sie den neuen Job mit Freude verrichten? Wie müssen die Rahmenbedingen im Einzelnen aussehen, damit Sie Ihr Bestes geben können? Wenn Sie diese Eckpunkte für sich definieren, ist die Gefahr viel kleiner, dass der neue Job einfach nur zu einer Neuauflage des alten verkommt.

Und sollten Sie sich auf die Suche nach Ihrer Berufung machen wollen, so kann Ihnen auch hier ein Karrierecoach die nötige Klarheit und Unterstützung bringen.

 

Sein Sie Ihr eigener Steuermann. Behalten Sie das Steuer Ihres Lebens fest in der Hand.

 

Ihre 

Ewa Vasseur von PeopleProjects

 

 

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